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Mein Oktober 89
 
Es waren aufregende Tage damals. Anfang Oktober 89. Neues kündigte sich an. Lange erwartet und nun, da es bald soweit sein sollte, von einer prickelnden Vorfreude geprägt, die mit nichts anderem auf der Welt vergleichbar ist. Wir wussten noch nicht mal, ob es ein Bub oder ein Mädchen wird. Das war bei den drei anderen vorher auch nicht anders.

Diese Tage Anfang Oktober waren begleitet von Ereignissen, die eine Art Hintergrundrauschen für mich darstellten. Zu einer anderen Zeit hätten sie sicher meine ganze Aufmerksamkeit gehabt und hätten für größere Aufregung gesorgt, als es so kurz vor der Geburt meines Kindes möglich war: auch in dem Teil unseres Landes, der damals die DDR war, schien etwas Neues zu entstehen aber auch gleichzeitig etwas Gewohntes in die Brüche zu gehen. Noch war überhaupt nicht erkennbar, wohin das innerhalb eines Jahres führen sollte. Für mich war es nicht mehr als Begleitmusik für etwas viel Größeres.

Dann kam der Tag, an dem ich das unendliche Glück spürte, das man nur haben kann, wenn man sein Kind, diesen so wundervollen und perfekten kleinen Menschen zum ersten Mal in seinen Armen hält. Die Fahrt in die Geburtsklinik war eine große Herausforderung gewesen. Einerseits musste es sehr schnell gehen, andererseits musste ich sehr vorsichtig fahren, weil jedes Steinchen auf der Fahrbahn so heftige Erschütterungen bei meiner Frau auslöste, dass es die Wehenschmerzen unermesslich verstärkte. Mein Bub hat tapfer durchgehalten.

Am selben Tag, zu diesem Zeitpunkt völlig unbemerkt von mir, sind in Leipzig über 70.000 Menschen zur alles entscheidenden Montagsdemo zusammengekommen. Ihr „Wir sind das Volk!“ wurde zum Markenzeichen der friedlichen Revolution. Ein Ruf übrigens, dessen Missbrauch durch Pegida ich mich lustigerweise Jahre später zusammen mit meinem Sohn in München entgegengestellt habe. Viel später habe ich gehört, dass in Leipzig auch der Zustand der Fahrbahnen für den Erfolg der Bewegung eine Rolle gespielt hat: Honecker hatte prüfen lassen, ob Panzer gegen die Demonstranten eingesetzt werden können. Seine Berater haben ihm erklärt, dass der Zustand der Straßen in Leipzig so schlecht sei, dass die Panzer nicht durchkämen, jedenfalls nicht ohne die Stadt nachhaltig zu schädigen. Und für die bereitgestellten Polizisten und Soldaten waren es schlicht zu viele Menschen, um dagegen vorzugehen.

All das habe ich damals erst später mitbekommen. Sorry Deutschland – mein Kind war und ist mir einfach wichtiger.

Gut erinnere ich mich an den Abend, als ich, meinen kleinen Sohn auf dem Arm, fassungslos und von bis dahin unbekannten Gefühlen aufgewühlt, im Fernsehen die Bilder der Menschen an den Berliner Grenzübergängen sah. Das Ende der deutschen Teilung. Und mein Kleiner war an dem Tag gerade einen Monat alt.
​
Er musste noch lernen, die ersten Schritte und uns mit seinem Plappern glücklich zu machen, um seinen ersten Geburtstag in einem ganzen Deutschland zu feiern. Was allerdings spurlos an ihm vorbei gegangen ist. Für ihn ist die DDR und die BRD eine Geschichte, die vor seiner Zeit spielt. 

Und für mich ist es ein großes Glück, ihn heranwachsen zu sehen und ihn dabei begleiten zu dürfen, wie er gelernt hat zu laufen, zu sprechen, zu singen, zu tanzen, zu hobeln, zu lieben. In inzwischen dreißig Jahren. Nur dieses seltsame Deutschland stolpert, stottert und fremdelt immer noch.

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